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Stand: 27.08.2024 von Jörg Bernhard
Der Handel von Papiergold wie ETFs oder Futures & Optionen gestaltet sich deutlich einfacher als bei physischem Gold, schließlich muss Letzteres häufig geliefert und vor allem sicher gelagert werden. Futures können den Goldpreis beflügeln, aber auch belasten.
Der starke Einfluss von Futures auf den Goldpreis

US-Terminbörse COMEX besonders wichtig

Wichtig zu wissen: Der Futures-Handel gilt als kreditfinanziert und hat deshalb eine Hebelwirkung, weil Händler beim Kauf oder Verkauf von Futures-Kontrakten nur einen Bruchteil des gesamten Kontraktwertes als Sicherheit hinterlegen müssen. Dieser als Margin bezeichnete Betrag dient als Pfand für den Kontrakt und wurde übrigens am Freitag um fünf Prozent auf 11.550 Dollar für die Eröffnung eines Kontraktes (Initial Margin) bzw. auf 10.500 Dollar (Maintenance Margin) erhöht, wenn Kontrakte länger als einen Tag gehalten werden.

Große Terminspekulanten (Non-Commercials) haben in der Woche zum 20. August laut dem jüngsten Commitments of Traders-Report ihre Netto-Long-Position (mehrheitlich optimistisch gestimmt) mit über 291.000 Futures auf den höchsten Stand seit März 2020 aufgestockt und dem gelben Edelmetall damit zu einem neuen Rekordhoch verholfen. Doch wie lässt sich ihr starker Einfluss auf den Goldpreis konkret erklären?

Als ein Grund ist sicherlich die hohe Marktliquidität anzusehen. Insbesondere an der US-Terminbörse Commodity Exchange (COMEX) wird – zumindest auf dem Papier – sehr viel Gold gehandelt. Sie gilt nämlich als weltweit wichtigster Handelsplatz für Gold-Futures. Allein am vergangenen Freitag wechselten rund 175.000 Kontrakte auf Gold-Futures (siehe Chart) mit unterschiedlichen Fälligkeiten den Besitzer. Da ein Kontrakt den Gegenwert von 100 Feinunzen Gold repräsentiert, belief sich die gehandelte Goldmenge dieses Handelstags auf immerhin 544 Tonnen.

Nur zur Info: Umgerechnet in Ein-Unzen-Krügerrand-Goldmünzen entspräche dies einer gehandelten Stückzahl von 17,5 Millionen – wohlgemerkt pro Tag. Die südafrikanische Rand Refinery hat nach eigenen Angaben in den vergangenen 50 Jahren Krügerrand-Goldmünzen in unterschiedlichen Stückelungen im Gesamtvolumen von „lediglich“ 60 Millionen Unzen Gold verkauft.

Tagesumsätze an Gold-Futures

Tagesumsatz an Gold FuturesQuelle: Commodity Exchange (CME Group)

An den Futures-Preisen orientieren sich die anderen Märkte. Dies birgt natürlich die Gefahr, dass richtig große Marktplayer über die Terminmärkte den Goldpreis in ihrem Sinne beeinflussen. In der Vergangenheit wurden bereits zahlreiche Banken bzw. deren Angestellte für illegale Handelsstrategien mit Geldstrafen in Millionenhöhe belegt. Ein Indiz für potenzielle Manipulationen sind bspw. große Verkaufsorders während illiquider Marktphasen.

Nachhaltig geschadet hat dies der Krisenwährung aber keineswegs, was sich an den jüngsten Rekordhochs sehr gut ablesen lässt.

Terminmärkte können auch stabilisierend wirken

Grundsätzlich ist bei Gold-Futures zwischen Spekulation und Absicherung zu unterscheiden. Unternehmen wie Minenbetreiber oder Schmuckhersteller können Terminkontrakte nutzen, um sich gegen Preisrisiken abzusichern. Diese Absicherungsgeschäfte können auch einen erheblichen Einfluss auf die Preisbildung haben, wenn sie Angebot und Nachfrage auf den Märkten stark beeinflussen.

Für die Geschäftstätigkeit der Unternehmen können sie jedoch von großer Bedeutung sein, da sie zur Stabilisierung der Geschäftsentwicklung und damit zur Sicherung des langfristigen Unternehmenserfolgs beitragen.

Ausblick für die laufende Woche

Die am Freitag getätigten „taubenhaften“ Statements von Fed-Chef Jerome Powell während des Notenbanker-Symposiums in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming haben die jüngste Mini-Korrekturphase des Goldes jäh beendet. Mittlerweile notiert die Krisenwährung nur knapp unter ihrem Allzeithoch. Laut FedWatch-Tool des US-Terminbörsenbetreibers CME Group wird derzeit eine Wahrscheinlichkeit von fast 80 Prozent angezeigt, dass die US-Leitzinsen ihr aktuelles Niveau bis Ende des Jahres um 100 Basispunkte unterschreiten werden.

Am kommenden Donnerstag dürften sich die Akteure an den Finanzmärkten vor allem für die revidierten Zahlen zum BIP-Wachstum der USA im zweiten Quartal stark interessieren.

Diesseits des Atlantiks stehen zudem aktuelle Inflationszahlen zur Bekanntgabe an. Laut einer von Trading Economics veröffentlichten Umfrage unter Analysten soll sich die deutsche Teuerungsrate (Donnerstag) gegenüber dem Vormonat von 2,3 auf 2,1 Prozent p.a. reduziert haben, während in der Eurozone (Freitag) ein Rückgang von 2,6 auf 2,3 Prozent prognostiziert wird.

Beim Eintreffen dieser Prognose würde sich die Wahrscheinlichkeit für eine weitere Zinssenkung durch die EZB deutlich erhöhen. Diese könnte dann am 12. September erfolgen.

Autor: Jörg Bernhard
Freier Wirtschaftsjournalist
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von Alexandru | 30.08.2024, 18:06 Uhr Antworten

Der Goldpreis befindet sich in eimem Keil mit der Spitze am Ende Oktober(Euro) und Ende November (Dollar). Dann (oder bis dsnn) wird sich m.E. eine Option geben zum Kauf oder Verkauf.

von NV | 28.08.2024, 10:18 Uhr Antworten

Vielen Dank... solch einen Artikel hatte ich mir im Prinzip gewünscht. Aber so etwas richtig Neues finde ich nicht vor.

Sie schreiben "An den Futures-Preisen orientieren sich die anderen Märkte."

Genau dies ist mein Knackpunkt. Warum tun die "anderen Märkte" dies?

Vermutlich interessieren sich die wirklich langfristig orientierten Anlager nicht für das Tages-Gezocke.

Aber was ist mit den anderen Investoren? Hier kann ich nur schwabulieren und ich hoffe, Sie als Experte würden dies exakt beschreiben.

Kann es sein, dass kurz- bis mittelfristige Investoren in den COMEX-Wetten ein Kurs-Barometer wittern und ihre Entscheidungen darauf abstimmen? Also reine Markt-Psychologie? (Das wäre aus meiner Sicht eine enttäuschend triviale Erklärung, die ich nur ungerne glaube wollte. )

Kann es sein, dass die COMEX-Wetten doch irgendwelche Auswirkungen auf materielles Gold haben und somit z. B. eine gewisse Knappheit erzeugen, die auf der physikalischen Käuferseite zu höheren Kosten führt?

Ich wäre Ihnen sehr zu Dank verbunden, wenn Sie hier an dieser wichtigen Stelle noch etwas nachliefern könnten.

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von erich-m | 27.08.2024, 16:38 Uhr Antworten

"Der Futures-Handel gilt als kreditfinanziert ......."
Zocken, mit Geld das man nicht hat, ist dumm aber typisch für die heutige Zeit.
Das kann man nur tun, wenn man Insider-Informationen in Echtzeit hat, wie sich der Markt entwickelt.
Als normaler Bankkunde oder Bürger haben sie diese Insider-Informationen nicht oder viel zu spät und so ist der Normalo von der Strasse in der Regel der Geprellte.
Der Future-Handel ist für Banken und Zocker, die versuchen sich gegenseitig übers Ohr zu hauen, nichts für seriöse Langzeitanleger.

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