Gold: 2.258,43 € -0,30 %
Silber: 28,28 € -1,39 %
Stand: 17.06.2024 von Hannes Zipfel
Bislang galt Italien als größtes Sorgenkind im Euroraum. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone unter Führung der rechtsnationalen Ministerpräsidentin Georgia Meloni, so die Befürchtung, könnte eine neue Eurokrise auslösen. Nach dem Rechtsruck im Zuge der Europawahl gerät nun zusätzlich die zweitgrößte Volkswirtschaft des Euroraums, Frankreich, in den Fokus der Finanzmärkte.
Finanzmarktbeben nach Europawahl

Die Zinsen, die von der "Grande Nation" am Kapitalmarkt für ihre hohen Schulden bezahlt werden müssen, stiegen nach der Wahl und vor den in Kürze stattfindenden Neuwahlen weiter in Richtung der Niveaus der Euro-Krise an.

Bei den Parlamentswahlen Ende Juni wird sich der Rechtsruck sehr wahrscheinlich wiederholen und könnte im Zeitverlauf sogar zu einer rechtsnationalen und europaskeptischen französischen Staatspräsidentin Marion Anne Perrine Le Pen führen.

Somit wird es auch für die Edelmetalle als sichere Häfen in Krisenzeiten wieder spannend.

Ausgesuchte kursrelevante Termine für Gold, Silber & Co. in der 25. Börsenwoche 2024:

  • Montag: Feiertag Südafrika (Weltjugendtag), Indien, Indonesien, Singapur (islam. Opferfest), chinesische Immobilienpreise im Jahresvergleich (3:30 Uhr MESZ | Mai: -3,9 %) | April: -3,1 %), chinesische Industrieproduktion im Jahresvergleich (4:00 Uhr MESZ | Mai: 5,6 %| April: 6,7 %), Chin. Anlageinvestitionen im Jahresvergleich (4:00 Uhr MESZ | Mai: 4,0 % | April: 4,2 %), chin. Einzelhandelsumsatz im Jahresvergleich (4:00 Uhr MESZ | Mai: 3,7 % | April: 2,3 %), US-New York Empire State Herstellungsindex für Juni (14:30 Uhr MESZ | e: -12,5 Punkte | Mai: - 15,6 Punkte)
  • Dienstag: ZEW-Konjunkturerwartungs-Index für Deutschland im Juni (11.00 Uhr | e: 49,6 Punkte| Mai: 47,1 Punkte), ZEW-Konjunkturerwartungs-Index für die Euro-Zone im Juni (11:00 Uhr | e: 47,8 Punkte | Mai: 47,0 Punkte), Verbraucherpreise (VPI) im Euroraum gegenüber Vorjahresmonat (11:00 Uhr | eMai: 2,6 % | April: 2,4 %), EZB-Vizepräsident De Guindos äußert sich zur Inflation, der Konjunktur sowie zu den Marktturbulenzen am franz. Anleihemarkt.
  • Mittwoch: Feiertag USA (Ende der Sklaverei), Monatsbericht der Deutschen Bundesbank (BuBa) zur aktuellen Geld-, Finanz- und Wirtschaftspolitik (12:00 Uhr), US-Immobilienmarktindex (NAHB) für Juni (16:00 Uhr |e: 45 Punkte | Mai: 45 Punkte).
  • Donnerstag: Zinsentscheidung der Bank of England (13:00 Uhr MESZ | e: 5,25 % | akt.: 5,25 %), US-Erstanträge für Arbeitslosenhilfe (14:30 MESZ | eKW 24: 235k | KW 23: 235k), Philly Fed Herstellungsindex für Juni (14:30 Uhr MESZ | e: 4,8 Punkte | Mai; 4,5 Punkte), US-Verbrauchervertrauen für Juni (16:00 Uhr MESZ | e: -14,0 Punkte | Mai: -14,3 Punkte).
  • Freitag: Einkaufsmanager-Index Industrie Deutschland für Juni (9:30 Uhr | e: 46,4 Punkte | Mai: 45,4 Punkte); Dienstleistungen (9:30 Uhr | eJuni: 54,4 Punkte | Mai: 54,2 Punkte), Einkaufsmanager-Index Industrie USA für Juni (15:45 Uhr MESZ | e: 51,0 Punkte | Mai: 51,3 Punkte); Dienstleistungen USA (15:45 Uhr MESZ | eJuni: 53,4 Punkte | Mai: 54,8 Punkte), Terminmarktdaten der US-Aufsichtsbehörde CFTC (COT-Report) für Gold und Silber (21:30 Uhr MESZ).

Details zu den Daten, Prognosen sowie historische Zeitreihen finden Sie hier.

Zinsschock in Frankreich

Nach der Europawahl ist klar: Das politische Kräfteverhältnis hat sich zugunsten der konservativen sowie rechtsnationalen und europaskeptischen Parteien verschoben. Besonders die Schwächung der beiden politisch wichtigsten Führungspersönlichkeiten in Europa auf nationaler Ebene, die des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz und des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Jean-Michel Frédéric Macron, verunsichert die Finanzmärkte und Spekulanten nutzen solche Schwächen aus, um gegen die betroffenen Länder und ihre Staatsanleihen zu wetten.

Vor allem dann, wenn diese durch hohe Schuldenquoten in Sachen Gläubigervertrauen angreifbar sind.

In Anbetracht der geopolitischen Gemengelage ist durch das Ergebnis der Europawahl und die sehr kurzfristig angesetzten Neuwahlen in Frankreich ein weiterer Unsicherheitsfaktor geschaffen worden.

Bereits für den 30. Juni hat Macron Neuwahlen für das französische Parlament angesetzt. Ein zweiter Wahlgang ist eine Woche später geplant. Dass sich der Rechtsruck in Frankreich bis dahin umkehrt, ist kaum zu erwarten, weshalb besonders die Rentenmärkte, an denen die Schuldpapiere der Grande Nation gehandelt werden, skeptisch bleiben.

Ausdruck dieser Skepsis und Ergebnis der Leitzinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) der letzten Jahre sind die stark gestiegenen Zinsen, die Frankreich für seine Rekordverschuldung zahlen muss und die sich nun wieder auf dem Niveau des Höhepunktes der letzten Euro-Krise befinden.

Rendite französischer Staatsanleihen

Frankreich leidet unter der höchsten Gesamtverschuldung der Euro-Zone (private und öffentliche Verschuldung) mit über 320 Prozent Schuldenquote (Schulden zum Bruttoinlandsprodukt, Quelle: EZB).

Im Jahr 2009 lag die Schuldenquote noch bei ca. 250 Prozent (Quelle: IWF).

Mit dem Anstieg der Renditen ist die jüngste Zinssenkung der EZB für Frankreich wieder verpufft und die Geldpolitiker der Euro-Zone denken bereits über den Einsatz von Rettungsmaßnahmen nach, sollte sich das Wahldesaster der Partei von Macron, Renaissance (RE), Ende Juni wiederholen.

Die rechte und europakritische Rassemblement National (früher Front National) unter der Führung von Marine Le Pen, die mit 31,4 Prozent der Stimmen aktuell stärkste politische Kraft in Frankreich ist, konnte 12 Mandate im Europaparlament hinzugewinnen.

Die von Macron gegründete Partei Renaissance, die unter seiner Führung bereits drei Mal ihren Namen änderte (vorher En Marche, anschließend La République En Marche!, jetzt Renaissance) verlor massiv an Stimmen und errang nicht einmal halb so viele Mandat, wie die Partei Le Pens.

Befürchtet wird, dass bei einer Machtübernahme rechter Kräfte die Finanzierungsbereitschaft der französischen Defizite durch die Gläubiger nachlässt und sich auch die geopolitische Ausrichtung der EU ändern könnte. Derartige Unsicherheiten verabscheuen die Finanzmärkte.

Gemeinschaftswährung unter Druck

Die Kombination aus der jüngsten Zinswende der EZB (nach unten) und dem Rechtsruck bei den Europa-Wahlen setzen den Euro wieder unter Druck. Erneut wird die Parität zur Weltleitwährung US-Dollar ins Visier genommen:

Euro vs. US-Dollar

Dies führt zu einer weiterhin besseren Entwicklung der für die Bewohner der Euro-Zone relevanten Edelmetallnotierungen in Euro gegenüber der Entwicklung des Goldpreises in US-Dollar:

Gold in Euro vs. Gold in US-Dollar

Die in Euro seit April und in US-Dollar seit Mai laufende Konsolidierungsphase birgt in Anbetracht der geopolitischen und geldpolitischen Perspektiven attraktives Kurspotenzial für das zweite Semester 2024.

Achtung! S-K-S-Formation möglich!

Der Kerzenchart auf Basis der Spot-Preise in US-Dollar eröffnet aktuell gleichwohl die Möglichkeit einer sogenannten S-K-S-Formation (Schulter-Kopf-Schulter). Die charttechnische Interpretation wäre nach Vollendung dieser Formation negativ, da es sich um eine Trend-Umkehr-Formation handelt.

Aktuell hängt die rechte Schulter nach unten, was zumindest aus charttechnischer Sicht die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Verbilligung der Goldpreise erhöht:

Goldpreis in US-Dollar pro Feinunzet

Sollten die Kurse unter die Nackenlinie bei ca. 2.280 US-Dollar pro Feinunze (31,1g) fallen, wäre eine zügige Verbilligung der Preise in Richtung 2.200 US-Dollar wahrscheinlich.

Gelingt jedoch ein Anstieg über die rechte Schulter bei ca. 2.380 US-Dollar, wäre diese charttechnisch potenziell negative Konstellation neutralisiert. Es lohnt sich also, die Preisentwicklung des gelben Edelmetalls in den nächsten Tagen und Wochen zu beobachten.

Zumal nun auch in den USA der Druck steigt, die Zinsen wieder zu senken, was grundsätzlich positiv für das zinslose Edelmetall und seine Notierungen in US-Dollar ist.

Autor: Hannes Zipfel
Ökonom
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von Don Gorgonzola der Blaue | 20.06.2024, 19:56 Uhr Antworten

Kein Europa mehr der Europäer sondern nur noch Mittel zum Zweck für die Milliardäre und Billionäre. Eine Schande für jeden der in seinem Leben hart arbeiten musste und nun erneut Gefahr läuft alles zu verlieren: Getreu nach den Gbrüder Grimm und ihrem Märchen "Tischlein Deck Dich"

1 Antwort an Don Gorgonzola der Blaue anzeigen

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