Gold: 2.244,00 € 0,07 %
Silber: 25,34 € 0,00 %
Stand: 09.08.2024 von Florian Grummes
Schon seit Mitte April hat der Goldpreis Schwierigkeiten, seinen Aufwärtstrend fortzusetzen und nachhaltig neues Momentum auf der Oberseite zu entwickeln. Dennoch erreichte er am 17. Juli mit 2.483 US-Dollar ein neues Allzeithoch. Im Anschluss fiel der Preis jedoch innerhalb einer Woche um 130 US-Dollar scharf zurück, nur um sich dann wieder schnell auf 2.378 US-Dollar zu erholen.
Gold – Zwischen Volatilität und Flaute

Zu Beginn dieser Handelswoche konnten sich die Edelmetallpreise dem Ausverkauf an den Finanzmärkten erwartungsgemäß nicht entziehen. Mit einem Panik-Tief bei 2.363 US-Dollar wurde der Goldpreis kurzzeitig wieder in der Seitwärtsspanne zwischen 2.300 und 2.400 US-Dollar gehandelt. Mittlerweile haben sich die Notierungen aber schon wieder bis auf über 2.428 US-Dollar erholt.

Gold mit Stehaufmännchen-Qualitäten

Ungeachtet der leicht höheren Hochpunkte bleibt es insgesamt bei dem eher undurchsichtigen und teils turbulenten Auf und Ab, welches den Goldmarkt schon seit Mitte April prägt.

Beeindruckend ist dabei jedoch die Resilienz des Goldpreises!

Trotz den teilweise brutalen Abverkaufs-Attacken erholt sich der Goldpreis jedes Mal innerhalb weniger Tage und schiebt sich beharrlich wieder nach oben. Das sind nicht zu unterschätzende Stehaufmännchen-Qualitäten. Gleichzeitig nehmen die Divergenzen und damit die potenziellen Umkehrsignale aber weiter zu und sorgen zumindest auf Sicht der kommenden ein bis drei Monate für eine gewisse Skepsis.

Sell in May and go away, but remember to come back in September

Gemäß der alten Börsenregel „Sell in May“ hatten wir in den letzten Monaten immer wieder dazu aufgerufen, die Sommermonate grundsätzlich mit einer erhöhten Liquiditätsquote anzugehen. Der absehbare Crash an den Finanzmärkten vernichtete nun innerhalb von nur drei Tagen eine Marktkapitalisierung von 1,3 Bio. US-Dollar alleine bei den sogenannten „Magnificent Seven-Aktien“ (NVIDIA, Apple, Microsoft, Alphabet, Amazon, Tesla und Meta Platforms) und drückte gleichzeitig den DAX um rund 1.500 Punkte in die Tiefe. Margin-Calls sorgten auch bei den Edelmetallen für ein vorübergehendes Blutbad, wovon sich insbesondere der Goldpreis aber schnell wieder erholt hat.

Im weltweiten Finanzcasino sind alle Marktsektoren eng korreliert

Ohne Zweifel sorgen Geldfluss und Liquidität an den Finanzmärkten für erhebliche Auswirkungen auf die Marktstabilität und die Preisbildung. Liquidität beschreibt dabei die Fähigkeit eines Marktes oder eines Vermögenswertes, schnell und ohne größere Verluste in Geld bzw. Währung umgewandelt zu werden.

Ein liquider Markt hat genügend Käufer und Verkäufer, um Handelsaktivitäten zu einem fairen Preis zu ermöglichen, was besonders in volatilen Zeiten wichtig ist, da es Anlegern ermöglicht, flexibel auf Marktveränderungen zu reagieren und Verluste zu minimieren.

Da die Notenbanken jedoch weltweit seit über zwei Jahrzehnten mit niedrigsten Zinsen und geldpolitischen Maßnahmen wie der "quantitativen Lockerung" die Geldmenge im gesamten Bankensystem ständig ausgeweitet haben, sind mittlerweile alle Sektoren im globalen Finanzcasino eng miteinander korreliert.

Zudem sind große Spekulanten wie z.B. Hedgefonds auf der Suche nach Renditen aggressiv und gehebelt über alle Sektoren hinweg aktiv. In Not- und Paniksituationen stoppen dann sogenannte „Circuit-Breaker“ (Deutsch = Stromkreisunterbrecher) den Handel an einer Börse, wodurch die freien Marktmechanismen noch weiter eingeschränkt werden und die ohnehin schon verzerrte Preisfindung weiter ad absurdum geführt wird.

Circuit-Breaker funktionieren automatisch, indem sie den Handel stoppen, wenn die Kurse an den Börsen und bei einzelnen Wertpapieren vordefinierte Schwellenwerte erreichen.

Eine Unze bleibt eine Unze

Insofern war der starke Rückgang der Gold- und Silberpreise am Montag keine Überraschung, sondern ein bekanntes Muster, das in den letzten 25 Jahren bei fast jedem Markteinbruch zu beobachten war. Wer jedoch Edelmetalle physisch erwirbt und außerhalb des Bankensystems lagert, kann die volatilen Schwankungen an den Märkten gelassen betrachten. Schließlich zeigen Edelmetalle ihre über Jahrtausende bewährte Eigenschaft als sicherer Hafen erst dann vollständig, wenn sie außerhalb des stark gehebelten und aufgeblähten Fiatgeldsystems aufbewahrt werden.

Eine Unze Gold bleibt eine Unze Gold, egal ob sie 2.300 oder 2.000 Euro kostet!

Goldpreis in US-Dollar – Konsolidierungsdreieck

Gold_in_US-Dollar_Tageschart_vom_9. August_2024.pngGold in US-Dollar, Tageschart vom 9. August 2024. ©GOLD.DE

Wir hatten vor vier Wochen weiter steigenden Goldpreisen eine etwas geringere Wahrscheinlichkeit eingeräumt und eher das Ende der Rallye im Bereich um ca. 2.430 US-Dollar antizipiert.

Das gescheiterte Attentat auf Donald Trump katapultiert die Goldnotierungen jedoch zunächst auf ein neues Allzeithoch bei 2.483 US-Dollar. Im Anschluss kam es dann zu zwei scharfen Abverkaufswellen sowie einer zwischengeschalteten Erholung bis auf 2.478 US-Dollar.

Die steigende 50-Tagelinie (2.371 US-Dollar) fing die beiden Rücksetzer jedoch auf und bleibt damit eine enorm wichtige Unterstützung für den Goldpreis.

Kurz vor dem Wochenschluss handelt der Goldpreis mit aktuell 2.428 US-Dollar schon wieder recht souverän oberhalb der psychologischen Marke von 2.400 US-Dollar.

Basierend auf den erratischen Schwankungen seit Mitte Juli könnte sich in den kommenden Wochen ein potenzielles Konsolidierungsdreieck entwickeln. Darin könnte der Goldpreis zunächst zwischen ca. 2.385/2.400 US-Dollar auf der Unterseite und ca. 2.455/2.470 US-Dollar auf der Oberseite gefangen bleiben bzw. sich etwas auspendeln.

Zudem laufen die beiden Bollinger Bänder zwischen 2.472 US-Dollar und 2.359 US-Dollar seitwärts und deuten damit ebenfalls eine seitwärtsverlaufende Handelsspanne an. Nach dem wilden Auf und Ab der letzten vier Wochen würde dem Goldmarkt etwas Ruhe sicherlich gut tun und gleichzeitig die typische Sommerflaute bedeuten.

Zusammenfassung: Gold – Zwischen Volatilität und Flaute

Nach der Panik zu Wochenbeginn wäre bis zum Notenbankertreffen in Jackson Hole am 22. August bzw. bis Anfang September mit einer etwas ruhigeren Marktphase zu rechnen. Im September und Oktober bzw. bis zur US-Wahl am 5. November könnte den Aktienmärkten dann aber nochmal ein heißer Ritt bevorstehen.

Angesichts der soliden Unterstützungen um ca. 2.280 bis 2.300 US-Dollar sowie um ca. 2.350 bis 2.370 US-Dollar bleibt die Tendenz am Goldmarkt währenddessen klar nach oben gerichtet.

Gleichzeitig dürfte sich die Lage innerhalb des Konsolidierungsdreiecks erstmal etwas beruhigen. Die geopolitischen Spannungen in Verbindung mit dem leicht schwächeren US-Dollar aufgrund der desaströsen US-Schuldenpolitik und der absehbaren ersten US-Zinssenkung im September sorgen jedenfalls dafür, dass immer wieder neue Käufer in den Goldmarkt kommen.

Eine technisch gesunde und saisonal typische Korrektur blieb bislang aus und ist aktuell auch nicht absehbar. Erst unterhalb von 2.280 US-Dollar könnte man von einem Richtungswechsel sprechen. Andernfalls bleibt es bei der verwirrenden Konsolidierung, in welcher der Goldpreis trotzdem immer höher kriecht.


Autor: Florian Grummes
Technischer Analyst, Edelmetallexperte

Copyright © 2009-2024 by GOLD.DE – Alle Rechte vorbehalten

Konzept, Gestaltung und Struktur sowie insbesondere alle Grafiken, Bilder und Texte dieser Webseite sind urheberrechtlich geschützt. Missbrauch wird ohne Vorwarnung abgemahnt. Alle angezeigten Preise in Euro inkl. MwSt. (mit Ausnahme von Anlagegold), zzgl. Versandkosten, sofern diese anfallen. Verfügbarkeit, Abholpreise, Goldankauf und nähere Informationen über einzelne Artikel sind direkt beim jeweiligen Händler zu erfragen. Alle Angaben ohne Gewähr.

Stand: 13:10:48 Uhr