Gold: 2.229,03 € 0,39 %
Silber: 27,02 € 0,30 %
Stand: 22.07.2024 von Hannes Zipfel
Neben unkalkulierbaren geopolitischen Großereignissen richtet sich der Fokus der Edelmetallanleger am Goldmarkt wieder verstärkt auf die Zinsentwicklung und eine Reihe von wichtigen Konjunkturdaten, die im Laufe dieser Woche veröffentlicht werden.
Goldmarkt: Konjunktur und Zinsen im Fokus

Am meisten kursrelevant werden die diversen Einkaufsmanager-Indizes aus Deutschland und den USA am Mittwoch, der GfK-Konsumklima-Index, ebenfalls am Mittwoch und der ifo-Konjunkturindex am Donnerstag sein. Für Spannung wird auch die von der US-Notenbank viel beachtete Inflations-Kernrate (PCE-Kernrate) für das 2. Quartal 2024 und für Juni 2024 sorgen, die zuletzt wieder spürbar angestiegen war. Diese Daten werden zusammen mit den vorläufigen BIP-Daten der USA für das Q2’24 am Donnerstag bzw. für Juni am Freitag der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Ausgesuchte kursrelevante Termine für Gold, Silber & Co. in der 30. Börsenwoche 2024:

  • Montag: Zinsentscheidung (Prime Loan Rate) der Peoples Bank of China (3:15 Uhr MESZ | akt.: 3,35 % | zuvor: 3,45 %). US-Wirtschaftsaktivitätsindex nationaler CFNAI (14:30 Uhr MESZ | e: k. A. | Jun.: 0,18),
  • Dienstag: US-Verkäufe bestehender Häuser im Juni in Mio. Wohneinheiten (16:00 Uhr MESZ | e:3,99 | 4,11), Euro-Zone Verbrauchervertrauens-Index im Juli (16:00 Uhr | e: -13 Punkte | Juni: -14 Punkte).
  • Mittwoch: GfK-Konsumklima für Deutschland im August (8:00 Uhr | e: -21,1 | Juli: -21,8), vorl. Einkaufsmanager-Index Industrie Deutschland im Juli (9:30 Uhr | e: 44,1 | Juni: 43,5); Dienstleistungen (9:30 Uhr | e: 53,3 | Mai: 53,1).
  • Donnerstag: Ifo-Geschäftsklima-Index Deutschland für Juli (10:00 Uhr | e: 88,9 | Juni: 88,9), US-PCE-Kernrate Preisindex für das Q2’24 (14:30 Uhr MESZ | k. A. | Q1’24: 3,7%), vorl. Bruttoinlandsprodukt (annualisiert) für das Q2’24 (14:30 Uhr MESZ | e: 1,9 % | Q1’24: 1,4 %), US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der KW 29 (14:30 Uhr MESZ | e: 239k | KW 28: 243k).
  • Freitag: Uni-Michigan nat. Verbrauchervertrauen für Juli (16:00 Uhr MESZ | e: 66,0 | Juni: 66,0), US-PCE Kernrate Preisindex für Juni auf Jahresbasis (14:30 Uhr MESZ | e: k. A. | Mai: 2,3 %), Beginn der Olympischen Sommerspiele in Paris (bis 11. August), Terminmarktdaten der US-Aufsichtsbehörde CFTC (COT-Report) für Gold, Silber Co. (21:30 Uhr MESZ).

Details zu den Daten, Prognosen sowie historische Zeitreihen finden Sie hier.

Hausse am Goldmarkt legt nach Allzeithöchstständen Pause ein

Nachdem der Goldpreis in der vergangenen Woche auf US-Dollar- und Euro-Basis neue Allzeit Höchststände erzielen konnte, tritt der Markt in eine normale Konsolidierungsphase ein. Zumal die auf dem unteren Chart am 16. Juli gut zu erkennende lange grüne Kerze (steigende Kurse in US$) eine Reaktion auf den Attentatsversuch auf den US-Präsidentschaftskandidaten Donald J. Trump war und somit eine Sondersituation darstellte.

Goldpreis in US-Dollar

Gleichwohl hat Gold auch in diesem Fall wieder seine Eigenschaft als sicheren Vermögenshafen in Krisenzeiten bewiesen und war zudem bereits im Vorfeld aus anderen Gründen in Richtung Rekordstände angestiegen.

Aktuell notiert eine Unze Feingold (31,1g) bei ca. 2.406 US-Dollar bzw. 2.208 Euro. Die neuen Allzeithöchststände liegen aktuell bei 2.468,90 US-Dollar bzw. 2.265,31 Euro und wurden jeweils am 16. Juli 2024 erzielt.


Wie geht es weiter am Goldmarkt?

Der Hauptreiber für den Goldpreis ist nach wie vor die massive Umschichtung von Devisenreserven weltweiter Zentralbanken raus aus westlichen Staatsanleihen und rein in Gold. Nachdem zuletzt beschlagnahmte russische Zinseinkünfte aus den Beständen der russischen Zentralbank enteignet wurden, drohte laut eines Bloomberg-Berichts sogar Saudi-Arabien seine Bestände an Euro-Staatsanleihen komplett zu veräußern.

Unter Juristen ist die Enteignung der Zinserträge umstritten.

Selbst die Europäische Zentralbank warnte vor diesem Schritt.

Da sich die EU-Kommission sowie das EU-Parlament von derartigen Warnungen nicht beeindrucken lassen und ihre bislang in der Wirkung umstrittene Sanktionspolitik weiterverfolgen, dürfte die Fließrichtung des Geldes nach wie vor von Bonds in Gold Bestand haben.

Richtig spannend wird nun die Frage nach der Zinswende in den USA, die in der Eurozone ja bereits eingeleitet wurde und dem US-Dollar jüngst zur Stärke verhalf. Letzteres belastete den Goldpreis etwas.

Spätestens ab September rechnen die Bankenökonomen in den USA (sog. „Fed-Watcher“) mit dem Beginn der Zinswende (nach unten).

Eine exemplarische Grafik für viele Volkswirtschaften zeigt in den letzten Jahren das dramatische Auseinanderdriften von volkswirtschaftlicher Wertschöpfung (BIP), Gesamt-Schulden und Schuldenkosten (Zinsen):

USA-Zins-Schulden-GDP-Ratio

Die sich hier anbahnende Falle für die Zentralbanken ist der eigentliche Turbo für den Goldpreis der Zukunft. Noch wird auch am Goldmarkt relativ wenig über diese historische Bredouille vieler Ökonomien, zu denen neben den USA auch Frankreich, Japan und China zählen, diskutiert.

Das Schuldenkartenhaus kommt seinem Kipppunkt immer näher. Schlussendlich wird es auf zwei Szenarien herauslaufen, die beide Gold als Vermögenswert eine wichtige Rolle zukommen lassen:

  1. Die Notenbanken bekämpfen mit höheren Zinsen bei gleichzeitig im Vergleich zum BIP überproportional steigender Verschuldung die Inflation und es kommt zu einer disinflationären Depression, sobald die Schuldentragbarkeit kollabiert. Die Folge sind Staatsbankrotte.
  2. Die Notenbanken gehen wieder in einen expansiven geldpolitischen Modus über und überlassen die Inflation sich selbst. Die Folge wäre ein Währungscrash (so wie aktuell ansatzweise in Japan, wo die Bank of Japan bereits genau in dieser Falle sitzt).
Diese Lose-lose-Situation wird bei dem Kartenspiel Blackjack auch als „Catch 22“ bezeichnet: eine No-win-Situation, die es verunmöglicht, dass man noch gewinnen kann, egal für welchen Spielzug man sich entscheidet.

Es sei denn, man besitzt Gold, das nicht bankrottgehen oder wertlos werden kann (zumindest nicht in den letzten 6.000 Jahren).

Ein Markt könnte eine unabwendbare Weltschuldenkrise also überstehen: der Goldmarkt.

Autor: Hannes Zipfel
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von dot war bubble | 22.07.2024, 18:36 Uhr Antworten

Gold kann immernoch abrauschen, wenn die Kriegstreiberei mit Trump ihr Ende findet.
Für die beiden anderen Fälle gilt [3.]: Vor 6000 Jahren gab es keine EU. Es drohen Zwangssteuern/-abgaben/-verbote. Die Flucht ins Gold muss dann unbedingt mit der Flucht ins EU-Ausland verbunden sein.

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