Gold: 2.457,69 € 0,52 %
Silber: 29,16 € 0,80 %
Stand: 15.10.2024 von Jörg Bernhard
Die internationalen Goldmärkte sind zahlreichen Einflussfaktoren ausgesetzt, die das gelbe Edelmetall in die eine oder andere Richtung treiben können. Zentralbanken, Schmuckbranche, ETF-Investoren und Terminspekulanten sorgen regelmäßig für Impulse.
Goldpreis: ETF-Sektor hui, Terminmärkte pfui

Nachlassende Kauflaune unter Großspekulanten

Die bisherige Goldpreisrallye war vor allem auf massive Terminkäufe großer und kleiner Terminspekulanten zurückzuführen.

So haben zum Beispiel allein große Terminspekulanten (Non-Commercials) ihre Netto-Long-Position (per Saldo optimistisch gestimmt) seit dem Jahreswechsel innerhalb von neun Monaten von 207.700 auf 329.500 Kontrakte (+58,6 Prozent) deutlich erhöht.

Da sich ein Gold-Future auf 100 Feinunzen bezieht, entspricht dies – zumindest auf dem Papier – einer gekauften Goldmenge von fast 380 Tonnen.

In den vergangenen beiden Wochen ist deren Kauflaune allerdings in wachsende Skepsis umgeschlagen, wenngleich der Goldpreis diesen negativen Einflussfaktor komplett ausgeblendet hat.

Die Krisenwährung Gold verzeichnet nach wie vor ein hohes Maß an relativer Stärke und bewegt sich nur knapp unter ihrem Ende September markierten Rekordhoch.

Aktuell weist sie für 2024 einen Kursgewinn von 29,1 Prozent (USD) bzw. 30,3 Prozent (EUR) aus.

Einen Stimmungswechsel ins Positive gab es in den vergangenen Monaten im globalen ETF-Sektor zu beobachten (siehe Chart). In den ersten vier Monaten waren dort nämlich massive Goldabflüsse zu verzeichnen.

Diese schwankten zwischen 13,4 Tonnen (März) und 50,9 Tonnen (Tonnen) und summierten sich bis dahin auf 145,9 Tonnen. Im Mai drehte in diesem Marktsegment die Stimmung aber wieder, so dass per Saldo mitunter kräftige Zuflüsse zu Buche schlugen.

Vor allem im Juli kehrten Investoren wieder in den ETF-Sektor zurück und stockten ihre ETF-Goldbestände um immerhin 47,7 Tonnen auf.

ETF MarktsegmentQuelle: World Gold Council

Starkes Comeback westlicher Investoren

Besonders starkes Kaufinteresse war unter nordamerikanischen Investoren von Juli bis September (plus 59,1 Tonnen) sowie unter europäischen Investoren im Zeitraum Mai bis August (plus 48,1 Tonnen) auszumachen.

Als besonders interessant kann man in diesem Zusammenhang aber auch die Entwicklung einer anderen Region einstufen – in Asien gab es nämlich seit März 2023 ausschließlich Zuflüsse zu vermelden.

Innerhalb von 19 Monaten haben sich deren via ETFs gehaltenen Goldbestände um 71,7 Tonnen auf aktuell 185,4 Tonnen erhöht.

Zur Erinnerung: Im Juni 2010 lag dieser Wert noch unter 10 Tonnen.

Sollten asiatische Investoren ihren Abstand zu den Nordamerikanern (1.624,2 Tonnen) und Europäern (1.325,7 Tonnen) auf lange Sicht weiter vermindern, könnte dies dem Goldpreis in noch höhere Regionen verhelfen

Neben Russlands Krieg gegen die Ukraine dürfte in diesem Jahr auch die militärische Eskalation im Nahen Osten sowie die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank und der US-Notenbank Fed eine große Rolle gespielt haben. Schließlich haben diese die Leitzinsen diesseits wie jenseits des Atlantiks bereits um 50 Basispunkte reduziert. Und das „Ende der Fahnenstange“ dürfte damit noch gar nicht erreicht sein.

So zeigt zum Beispiel das FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group derzeit eine Wahrscheinlichkeit von über 77 Prozent an, dass die US-Leitzinsen bis Ende 2025 eine weitere Reduktion zwischen 125 und 175 Basispunkte erfahren könnten.

Ausblick für die laufende Woche

Am Donnerstag wird die EZB die Leitzinsen höchstwahrscheinlich zum dritten Mal in diesem Jahr um 25 Basispunkte reduzieren, schließlich rutschte die Inflation im September mit 1,6 Prozent p.a. deutlich früher als erwartet unter die Marke von zwei Prozent. Bislang wurde dieses Szenario Ende 2025 erwartet.

Die schwache konjunkturelle Entwicklung liefert ebenfalls ein wichtiges Argument für eine erneute Zinssenkung.

Von Wirtschaftswachstum kann man in der Eurozone angesichts des für Q2 gemeldeten Mini-Plus von 0,2 Prozent ohnehin kaum noch sprechen, zumal die deutsche Wirtschaft in den Monaten April bis Juni sogar um 0,1 Prozent geschrumpft ist.

Ob durch Zinssenkungen nennenswertes Wirtschaftswachstum generiert wird, darf bezweifelt werden, vor allem da Europa unter diversen Problemen struktureller Natur leidet.

Der Wunsch, in unsicheren Zeiten eine relativ sichere Geldanlage zu besitzen, dürfte daher zu einem anhaltend hohen Interesse an Gold führen.

Dies förderte übrigens auch die diesjährige von GOLD.DE durchgeführte Nutzerumfrage zu Tage. Befragt nach den Beweggründen für ein Goldinvestment wurden nämlich zwei Motive am häufigsten genannt: Sicherheit und sichere Wertanlage.

Autor: Jörg Bernhard
Freier Wirtschaftsjournalist
Ihre Meinung zum Thema?
Sicherheitsfrage: Wie viele Münzen sehen Sie?
Fragen über Fragen
Ich stimme zu, dass mein Kommentar und Name zur Veröffentlichung auf GOLD.DE gespeichert wird. Die Netiquette für Kommentare hab ich gelesen. Sie können Ihre Einwilligung jederzeit per Mail an info@gold.de widerrufen. Unsere Datenschutzerklärung.

Copyright © 2009-2024 by GOLD.DE – Alle Rechte vorbehalten

Konzept, Gestaltung und Struktur sowie insbesondere alle Grafiken, Bilder und Texte dieser Webseite sind urheberrechtlich geschützt. Missbrauch wird ohne Vorwarnung abgemahnt. Alle angezeigten Preise in Euro inkl. MwSt. (mit Ausnahme von Anlagegold), zzgl. Versandkosten, sofern diese anfallen. Verfügbarkeit, Abholpreise, Goldankauf und nähere Informationen über einzelne Artikel sind direkt beim jeweiligen Händler zu erfragen. Alle Angaben ohne Gewähr.

Stand: 09:24:05 Uhr