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Stand: 21.08.2024 von Hannes Zipfel
Mit der 2.500er-Marke hat der Goldpreis die nächste wichtige Hürde in US-Dollar übersprungen. Die Preisimpulse sind dabei nach wie vor vielfältig. Nun kommen aber noch neue hinzu. Ein Ende der Rekordjagd ist daher nicht in Sicht.
Gold über 2.500 Dollar: Warum sich die Rekordjagd fortsetzt

Goldpreis-Superzyklus

Seit August 1999, also seit einem viertel Jahrhundert, steigt der Goldpreis im Trend an. Damals veräußerte die Bank of England auf Anweisung des britischen Schatzkanzlers James Gordon Brown einen Großteil der noch verbliebenen Goldreserven. Das drückte den Preis des gelben Edelmetalls am 23. August 1999 auf einen Tiefststand von 252,10 US-Dollar pro Feinunze (31,1g).

Am 20. August 2024 erreichte das gelbe Edelmetall einen Tagesschlusskurs von 2.514 US-Dollar pro Unze. Damit hat sich der Goldpreis seit seinem Preistief zum Ende des 20. Jahrhunderts glatt verzehnfacht.

Die Entscheidung Gordon Browns gilt nicht erst seit heute als sehr umstritten.

Gold in USD

Auch für europäische Anleger hat sich ein Investment in das älteste Anlagegut der Menschheitsgeschichte in den letzten beiden Dekaden ausgezahlt, vor allem, wenn man bedenkt, dass Veräußerungsgewinne aus physischen Beständen i. d. R. nach zwölf Monaten Haltedauer steuerfrei sind (Jahresentwicklung 2024 noch nicht in der Durchschnittsrendite berücksichtigt):

Jahresrenditen Gold in Euro

Wesentliche Nachfragetreiber für Gold

Einer der wohl wichtigsten Gründe für die Nachhaltigkeit des Goldpreisanstiegs ist das Umdenken bei den weltweiten Zentral- und Notenbanken, die zuletzt abwechselnd in Rekordmengen das gelbe Metall vom Markt absaugten.

Begonnen hatte dieser Trend bereits im Jahr 2010, als die Zentralbanken erstmals seit den 1980er Jahren wieder zu Netto-Gold-Käufern mutierten. Der Grund dafür war die vorausgegangene Weltfinanzkrise, die das globale Bankensystem fast zum Kollabieren gebracht hätte.

Goldkäufe von Zentralbanken

Diese Erfahrung und die aufkommenden Zweifel an der eigenen Unfehlbarkeit waren aber nur der Auftakt für die Wiederentdeckung des eigentlich als Reservewährung schon nahezu vergessenen "archaischen" Anlageguts Gold. Bereits das Platzen der New-Economy-Blase ab dem Jahr 2000 hatte erste Zweifel an der Überlegenheit der rein digitalen Welt geweckt, in der Gold nur noch als Briefbeschwerer oder Türstopper Sinn zu ergeben schien. Vor allem als das sogenannte digitale Geld, also Bitcoin und die Altcoins die Märkte eroberten.

Was Gold kann, ist einmalig

Zugegeben, die Bandbreite der Einsatzmöglichkeiten für Gold ist nicht sehr breit. Vielmehr stecken hinter dem Erfolgsgeheimnis des ältesten Anlagegutes des uns bekannten Universums inklusive seiner Geschichte als Umlaufgeld und Reservegeld die chemischen Eigenschaften des Elementes mit der Ordnungszahl 79 und dem Symbol Au.

Goldnachfrage aufgeschlüsselt

Gold ist ein außerirdisches Metall, das hauptsächlich mit Asteroiden und Kometen auf unseren Planeten kam und so alt ist wie das Universum selbst. Seine Eigenschaften machen es für Anleger immer dann besonders interessant, wenn alles andere als unsicher erscheint.

Eine Welt im Wandel ohne klare Perspektive

Abgesehen von den o. g. Verarbeitungsanwendungen, aus denen es zum Teil durch Recycling auch wieder auf den Markt zurückgeführt wird, gilt Gold als der sichere Anlagehafen schlechthin:

  • Gold kann nicht pleitegehen (kein Drittparteienrisiko)
  • Gold wird weltweit ohne ideologische Barrieren als Geld akzeptiert
    (Gold ist politisch barrierefrei)
  • Gold muss dank goldgedeckten Wechseln nicht mehr zwingend physisch transportiert werden
  • Gold ist die einzige Währung der Welt, die noch nie wertlos wurde
    (Quelle: World Gold Council)
  • Gold kann nicht durch Drittstaaten für wertlos erklärt werden(anders als Staatsanleihen oder Währungen)
  • Gold ist unvergänglich

    Gold vs. Papierwährung

Der Carry-Trade-Crash

Der Ursprung des jüngsten Kursschubs des Goldpreises liegt in Tokio bzw. der überraschenden Zinserhöhung der Bank von Japan Ende Juli. Der daraufhin stark aufwertende Yen hat die globalen Finanzmärkte aus der Balance gebracht.

Auslöser des globalen Börsenbebens war eine beliebte Handelsstrategie bei der sich Spekulanten in Billionenhöhe Japanische Yen liehen und diese in höher verzinste Währungen bzw. Fremdwährungswertpapieren, meist in US-Dollar, anlegten.

Die Rede ist vom sogenannten „Carry-Trade“, der lange Zeit eine wichtige Säule der globalen Finanzwelt war und nun ruckartig rückabgewickelt werden muss, was zu Turbulenzen führt.

Gold, das keine Zinsen bietet und auch nicht von einem starken US-Dollar als Zielwährung des Carry-Trades profitierte, wurde nur kurz durch den Liquiditätsengpass an den Börsen negativ tangiert, bevor es dann wieder seiner Funktion als sicherer Hafen gerecht wurde und reüssierte:

Yen

Wie viele Billionen Euro oder US-Dollar in den letzten Jahrzehnten via Carry-Trades angelegt und nun rückabgewickelt werden, darüber gehen die Schätzungen weit auseinander und reichen bis den in zweistelligen Billionenbereich in Euro. Die Turbulenzen dürften also noch eine Zeit lang anhalten.

Die Gold-Turbos bis Jahresultimo

Zumal der Zinsvorteil zwischen US-Dollar und Yen auch noch von einer anderen Seite zunehmend unter Druck gerät: Ab September möchte die US-Notenbank Fed ihrerseits die Zinsen senken. Bis zu fünf Mal noch in diesem Jahr. Damit wäre der Carry-Trade ausgelöscht, der jahrelang für eine permanente Nachfrage nach Dividendenpapieren, Anleihe und Devisen in der ganzen Welt aber v. a. in den USA sorgte.

3.000 US-Dollar zum Jahresultimo

Wenn fallende Zinsen in der größten Volkswirtschaft der Welt auf einen fallenden US-Dollar-Außenwert treffen und gleichzeitig saisonal bedingt der Goldpreis seine beste Phase im Jahr erlebt, dann braut sich eine Mischung zusammen, die eine Kursprognose von 3.000 US-Dollar ausgehend von knapp über 2.500 US-Dollar nicht als völlig utopisch erscheinen lässt.

Brian Lundin ist einer der bekanntesten Goldanalysten, der das gelbe Edelmetall noch in diesem Jahr über dieser psychologisch wichtigen Marke sieht. Auch Lawrence Lepard prognostiziert, dass der Goldpreis diese runde Marke erreichen kann. Mike McGlone, Senior Macro Strategist bei Bloomberg Intelligence, teilt diese Prognose und nennt verschiedene makroökonomische Faktoren, darunter globale geopolitische Veränderungen und Maßnahmen der Zentralbanken, die den Goldpreis auf dieses Niveau treiben könnten.

Besonders die geopolitischen Entwicklungen sind am schwersten zu prognostizieren.

Die einzige Lehre, die sich aus den Ereignissen im Russland-Ukraine-Krieg und dem Nahostkonflikt ziehen lässt, ist, dass es zu einer sukzessiven Eskalation kommt, die sehr schnell außer Kontrolle geraten kann.

Das gleiche gilt auch für die Präsidentschaftswahlen in den USA am 5. November, wo unter radikalen Republikanern bereits die Losung ausgegeben wurde „Sieg oder Bürgerkrieg“. In den Vereinigten Staaten zirkulieren ca. 350 Millionen Schuss-Waffen.

Die Besonderheit der aktuellen Marktsituation bei Gold, unabhängig davon, in welcher Währung man es betrachtet, ist ein nachhaltiger Aufwärtsdrang der Preise in Folge multipler Preisimpulse die nicht nur einfach parallel existieren (Thema BRICCs+ und Emanzipierung vom US-Dollar), sondern sich gegenseitig überlappen und verstärken.

Die Bedeutung des sicheren Hafens Gold wird also aus völlig verschiedenen Gründen weiter an Bedeutung gewinnen. Die Jahrhundert-Rallye bei Gold steht auf vielen starken Säulen und es werden in den kommenden Monaten tendenziell eher noch mehr als weniger bzw. werden die bereits existierenden an noch an Bedeutung gewinnen.

Autor: Hannes Zipfel
Ökonom
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von Robert Happek | 22.08.2024, 12:00 Uhr Antworten

Interessanter Artikel, aber die Grafik zur Goldnachfrage erklaert nicht was der Unterschied zwischen Anlagegold und OTC Gold ist. OTC bedeutet meiner Kenntnis nach einfach "ausserboerslich". Wenn also Gold ueber OTC gekauft wird, dann nicht zu Anlagezwecken ? Oder sind damit Kaeufe gemeint von ETF's wie GLD ? Eine genaue Aufklaerung waere hier angebracht, denn ETFs gelten ja auch als Gold Anlage, wenn auch nur in Papierform.

2 Antworten an Robert Happek anzeigen

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