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Stand: 17.09.2024 von Jörg Bernhard
Dass es für den Goldpreis derzeit ausgesprochen gut läuft, dürfte angesichts dessen rasanter Rekordfahrt mittlerweile mehr als offensichtlich sein. Technische Rückschläge wurden stets als attraktives Einstiegsniveau interpretiert.
Rekordhoher Goldpreis dank vorteilhaftem Daten-Mix

Bergauf dank sinkender Opportunitätskosten

Auf Dollarbasis weist die Krisenwährung 2024 eine Performance von rund 25 Prozent auf und in Euro gerechnet einen Wert leicht darunter. Noch höhere Wertzuwächse wurden mit 29,5 Prozent (USD) und 38,8 Prozent (EUR) zuletzt im Jahr 2010 erzielt.

Die jüngste Aufwärtsbewegung inkl. neuer Rekordhochs war vor allem auf die Erwartung deutlich niedriger Zinsen zurückzuführen.

Die negative Korrelation zwischen Zinsen und Goldpreis scheint derzeit prächtig zu funktionieren.

Besonders interessant: Während der Goldpreis den seit 2022 zu beobachtenden Zinserhöhungszyklus der Fed und EZB praktisch ignoriert hat, sorgte der in Europa bereits vollzogene und in den USA anstehende Wechsel der Geldpolitik für massive Kauflaune.

Obwohl man mit deutschen und US-amerikanischen Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit derzeit (noch) etwas mehr als die Inflationsrate erwirtschaften kann, scheint Gold mit Blick auf dessen Kaufkrafterhalt – trotz fehlender Zins- bzw. Dividendenzahlungen – deutlich vertrauenswürdiger zu sein als andere Anlageklassen.

Dies ist vor allem auf das insbesondere bei Goldmünzen und -barren nicht existierende Kontrahentenrisiko zurückzuführen. Während Deutschland im 20. Jahrhundert mehrere Staatspleiten und Währungsreformen erlebt hat, blieb den USA dieses Schicksal bislang erspart.

Die langfristigen Perspektiven sehen für die US-Währung angesichts explodierender Staatsschulden und Geldmengen und des in vielen Staaten zu beobachtenden Trends zur Entdollarisierung (Dollarabhängigkeit reduzieren) derzeit jedoch alles andere als rosig aus.

So hat sich z.B. seit dem Jahr 2000 die Geldmenge M2 jenseits des Atlantiks mehr als vervierfacht, die Staatsausgaben mehr als verfünffacht und die Staatsschulden mehr als versechsfacht (siehe Charts). Für ein Wirtschaftswachstum von lediglich 3,1 Prozent p.a. (Q2 2024) scheint Aufwand und Ertrag in keinem angemessenen Verhältnis zu stehen. Eine ähnlich miserable Entwicklung kann man in der Eurozone ausmachen, deren Wirtschaftswachstum man mit 0,2 Prozent als „verschwindend gering“ bezeichnen kann.

US-Geldmenge M2:

Geldmenge MQuelle: TradingEconomics

US-Staatsausgaben:

US-StaatsausgabenQuelle: TradingEconomics

US- Staatsschulden:

US-StaatsschuldenQuelle: TradingEconomics

Auf lange Sicht überwiegen die Chancen

Als triftiges Kaufargument für Gold dürfte derzeit aber auch die geopolitische Gefahrenlage fungieren, schließlich besteht sowohl in der Ukraine bzw. Russland als auch im Nahen Osten (Israel, Iran, Gaza-Streifen, Westjordanland) die Gefahr einer weiteren militärischen Eskalation.

Derzeit sieht es außerdem danach aus, dass die in diesem Jahr zu beobachtenden Goldabflüsse im ETF-Sektor zum Erliegen kommen könnten.

Nachdem in den ersten beiden Quartalen laut World Gold Council weltweit Abflüsse in Höhe von 113 Tonnen (Q1) bzw. 7,2 Tonnen (Q2) zu Buche schlugen, gab es im dritten Quartal bislang Zuflüsse von 76,3 Tonnen zu beobachten.

Weil an den Terminmärkten vor allem große Terminspekulanten (Non-Commercials) in den vergangenen zwölf Monaten via Gold-Futures verstärkt auf einen steigenden Goldpreis gewettet haben, ist das Risiko von Gewinnmitnahmen und daraus entstehendem Verkaufsdruck nicht von der Hand zu weisen.

Ein Trendwechsel nach unten darf aufgrund des Übergewichts an Kaufargumenten allerdings als unwahrscheinlich betrachtet werden.

Ausblick für die laufende Woche

Am Dienstag beginnt die zweitägige Sitzung der US-Notenbank Fed, die an den Finanzmärkten als extrem wichtig gilt.

Die große Frage lautet: Wird es einen Mini-Zinsschritt oder einen XXL-Zinsschritt nach unten geben?

Das FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group taxiert die Wahrscheinlichkeit für eine Zinsreduktion um 50 Basispunkte auf 59 Prozent, während eine Senkung um 25 Basispunkte (41 Prozent) als unwahrscheinlicheres Szenario gilt.

Für zusätzliche Spannung dürfte aber auch die nachfolgende Pressekonferenz mit Fed-Chef Jerome Powell sorgen. Eine regelrechte Flut an US-Konjunkturindikatoren steht mit den wöchentlichen Erstanträgen auf US-Arbeitslosenhilfe, dem Konjunkturausblick der Philadelphia Fed und den Verkaufszahlen bestehender US-Eigenheime zudem am Donnerstag zur Bekanntgabe an.

Sollten diese schwächer als erwartet ausfallen, könnte dies dem Goldpreis dank der damit verbundenen Hoffnung auf weitere Zinssenkungen ein neues Allzeithoch bescheren. Wichtig zu wissen: Die technischen Korrekturen an den Goldmärkten waren in diesem Jahr bisher nicht sehr ausgeprägt.

Autor: Jörg Bernhard
Freier Wirtschaftsjournalist
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