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Stand: 06.08.2024 von Jörg Bernhard
Ende Juli veröffentlichte der World Gold Council (WGC) seinen Marktbericht „Gold Demand Trends“ für das zweite Quartal 2024. Während sich das globale Angebot an Gold erhöht hat, tendierte die Nachfrage signifikant bergab.
World Gold Council: Notenbanken und Terminmärkte zeigen starkes Interesse an Gold

Terminmärkte und Notenbanken in Kauflaune

Angebot hui, Nachfrage pfui – auf diesen kurzen Nenner könnte man die Entwicklung an den weltweiten Goldmärkten im zweiten Quartal zusammenfassen (siehe Tabelle). Starkes Goldinteresse an den Terminmärkten (OTC) sowie im Notenbankensektor sorgten dennoch für einen markanten Anstieg des Goldpreises um 18 Prozent p.a.

World Gold Council: Gold Demand Trends Q2 2024

Nachfrage (in Tonnen)Q2 2023Q2 2024Diff. (% p.a.)
Schmuckproduktion494,1410,6-16,9 %
    Schmucknachfrage479,4390,6-18,5 %
    Lagerbestände14,720,036,1 %
Technologie72,881,111,4 %
    Elektronik59,167,614,4 %
    Andere Industrien11,311,30,0 %
    Dentalbranche2,42,3-4,2 %
Investment252,6253,90,5 %
    Barren & Münzen273,7261,0-4,6 %
    ETFs und ähnliche Produkte-21,1-7,2
Notenbanken173,6183,45,6 %
Goldnachfrage (ohne OTC)993,1929,0-6,5 %
    OTC u.a.214,9329,2
Goldnachfrage (insgesamt)1208,01258,24,2 %
Minenproduktion899,70929,13,3 %
Hedging (Preisabsicherung)-15,7-6,3-
Recycling324,0335,43,5 %
Gesamtangebot1.208,01.258,24,2 %
Quelle: World Gold Council

Ausgesprochen schwach entwickelte sich im Berichtszeitraum allerdings die weltweite Schmucknachfrage, die sich von 479,4 auf 390,6 Tonnen (-18,5 Prozent p.a.) reduziert hat. Dabei haben sich die Lagerbestände um 20,0 Tonnen (Q2 2023: +14,7 Tonnen) erhöht.

Das kleinste Marktsegment – der Technologiesektor – profitierte besonders stark vom Boom bei Hochleistungsprozessoren (KI, Kryptowährungen, usw.). Hier schlug gegenüber der Vorjahresperiode insgesamt ein Plus von 72,8 auf 81,1 Tonnen (+11,4 Prozent p.a.) zu Buche.

Der Investmentbereich litt vor allem unter den anhaltenden Verkäufen westlicher Investoren, während in Asien eher Kauflaune auszumachen war. Weltweit gab es bei Goldbarren und Goldmünzen einen Nachfragerückgang von 273,7 auf 261,0 Tonnen (-4,6 Prozent p.a.) zu vermelden. Im Gold-ETF-Sektor haben sich in Q2 die Goldabflüsse immerhin verlangsamt.

Mit 21,1 Tonnen fielen diese im Vorjahresquartal noch deutlich höher als im abgelaufenen Quartal aus (-7,2 Tonnen). Summa summarum verbuchte der Investmentsektor dadurch ein marginales Nachfrageplus von 252,6 auf 253,9 Tonnen (+0,5 Prozent p.a.).

Auf zwei Dinge war im zweiten Quartal hingegen Verlass – auf die Notenbanken und den OTC-Sektor (Terminmärkte).

So sind z.B. die Notenbanken zum 15. Mal in Folge als Nettokäufer in Erscheinung getreten. Mit 183,4 Tonnen übertraf deren Goldappetit den vergleichbaren Vorjahreswert von 173,6 Tonnen um immerhin 5,6 Prozent. Hauptverantwortlich für die relative Stärke des Goldpreises dürften jedoch die Terminmärkte gewesen sein. Hier war nämlich (zumindest in Papierform) ein Zuwachs von 214,9 auf 329,2 Tonnen registriert worden.

WGC mit tendenziell positivem Ausblick

Der WGC geht aufgrund der zahlreichen fundamentalen Unterstützungsfaktoren davon aus, dass der Goldpreis sein aktuelles Niveau für den Rest des Jahres behaupten oder ausbauen kann. Er begründet dies vor allem mit dem erwachten Interesse westlicher ETF-Investoren.

Außerdem geht der WGC davon aus, dass sich die Terminmärkte an den Goldmärkten auch in der zweiten Jahreshälfte als unterstützender Faktor erweisen werden.

Weitere positive Impulse könnte der Goldpreis durch die zahlreichen Unsicherheitsfaktoren hinsichtlich der politischen Lage in den USA (Trump versus Harris), der konjunkturellen Risiken in mehreren Industriestaaten und der geopolitischen Krisen in diversen Regionen erfahren.

Ausblick für die laufende Woche

An den Finanzmärkten haben sich mittlerweile auch die Perspektiven der US-Wirtschaft spürbar eingetrübt. In der vergangenen Handelswoche verstärkten nämlich der enttäuschende ISM-Einkaufsmanagerindex sowie der schwache Juli-Bericht des US-Arbeitsministeriums die Skepsis der Investoren.

Mit 4,3 Prozent fielen zum Beispiel die Arbeitslosenrate höher als erwartet und die Zahl neu geschaffener Stellen mit 114.000 deutlich geringer als prognostiziert aus. Nordamerikanische ETF-Investoren haben – nach monatelangen Abflüssen – bereits vier Wochen in Folge ihre ETF-Goldbestände aufgestockt und seither Nettozuflüsse von insgesamt mehr als 16 Tonnen generiert.

Hier scheint offensichtlich das Kaufargument „sicherer Hafen“ wieder verstärkt zu greifen.

In den kommenden Tagen dürften die zur Veröffentlichung anstehenden Handelsbilanzen der USA (Dienstag) und Chinas (Donnerstag) für erhöhte Aufmerksamkeit zu sorgen. Von erheblichem Interesse dürften aber auch die wöchentlichen Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe (Donnerstag) sein.

Laut einer von Trading Economics veröffentlichten Umfrage unter Analysten sollen sich diese von 249.000 auf 250.000 marginal erhöht haben.

Zur Erinnerung: Noch höher fiel diese Zahl letztmals vor ungefähr einem Jahr aus.

Autor: Jörg Bernhard
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